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  Kurzgeschichten | März 08
 
Gefahren im Job


Sabrina stand am Tresen, trank bereits ihr zweites Glas Vodka. Ihr dünnes, rotes Haar hatte sie offen, es ging bis knapp unter ihren Schultern. Ihre Augen waren auffallend geschminkt, neongelb, und zusammen mit dem Eyeliner und dem Mascara sah es ein wenig gefährlich aus.
Bekleidet im schwarzem Top mit weitem Ausschnitt und neongelbem Minirock aus Leder, Seidenstrümpfen und gelben Creolen lenkte sie viele Blicke auf sich.
Sabrina selbst sah sich auch um. Viele schmierige Typen waren hier in der Bar, wie sie merkte - aber das war sie eh gewohnt.
"Na, ´brina, Glas scho wieder leer? Magst noch eins ha´m?" , fragte der Barkeeper und riss damit Sabrina aus ihren Gedanken. "N... Nein Danke, John" , lehnte Sabrina ab, denn sie hatte gerade ihren Stammkunden
endeckt - der auch sofort auf sie zu kam.
"Sabrina" , sagte Ralf Moscovitz mit seiner tiefen Stimme. "Hallo Ralf" , sagte Sabrina, ihre Stimmt klang warum und verführerisch. Sabrina stellte sich so in Pose, dass es kaum auffiel, dass es Absicht war. "Hm... Neongelb?" , fragte Ralf ,"Vorgestern war es noch Neonpink."
"Mag sein" , sagte Sabrina, und schielte auf Ralf´s Armbanduhr. Sie selbst hatte keine um ihr Handgelenk gebunden - hatte aber um 6 Uhr morgens einen dringenden Termin.
3 Uhr morgens...
"Nun" , sagte Ralf und grinste ,"Hoffentlich ist deine Unterwäsche nicht auch neongelb... Sonst wäre ich nachher von etwas anderem geblendet als von deinem Körper." Er sah Sabrina anzüglich an. Dem Mädchen fiel es gar nicht weiter auf - das war sie eh gewohnt.
"Ralf, ich habe um 6 Uhr einen Termin" , sagte Sabrina ungeduldig ,"Entweder beeilst du dich, oder du kannst dir dein Geld sonst wohin stecken."
Sabrina meinte es natürlich nicht so. Sie brauchte Ralf´s Geld dringend, sehr sehr dringend...
"Nicht so frech" , warnte Ralf mit bösem Blick, holte aber seine Autoschlüssel aus seiner Hosentasche, packte Sabrina mit einer seiner Hände fest um ihren Arm und zog sie mit sich.
"Aua" , beklagte diese sich draussen, beim Wagen ,"Das tat weh!" Sie war es gewohnt.
"Na und?" , sagte Ralf ,"Wenn wir schon so wenig Zeit haben, sollten wir - oder viel mehr du - sie sinnvoll nutzen... Das heisst, wenn man keinen Ärger mit seinem Boss will."
Ralf grinste hinterhältig und Sabrina kochte innerlich. Aber sie brauchte das Geld wirklich viel zu dringend,
als das sie jetzt einfach aus dem Auto hätte steigen können.
Ralf startete den Motor. Er heulte auf, und Sabrina und Ralf, der am Steuer sass, fuhren drei Strassen weiter - wo Ralf wohnte.
"Steig aus" , fuhr Ralf Sabrina an, als sie beim abschnallen des Sicherheitsgurtes ein wenig trödelte. Sie war es gewohnt.
Gemeinsam und schweigend gingen die Beiden in den 2. Stock des Wohnhauses, wo Ralf seine Zimmer hatte.  Als er die Wohnungstür aufschloss, schielte Sabrina nochmals auf Ralf´s Armbanduhr.
3:30 Uhr...
Sabrina und Ralf betraten die Wohnung. Es roch nach vermodderten Socken . Sabrina kannte diesen Geruch nur zu gut. "Geh schon mal ins Schlafzimmer" , befahl Ralf Sabrina, was sie natürlich befolgte.
Vom Schlafzimmer aus führte ein Balkon an die frische Luft. Sabrina wusste, es war ihr verboten, es hier zu tun, aber sie musste dringend eine rauchen - sie war so gestresst.
Sie öffnete die Balkontür, kramte aus ihrer Jacke, die sie über ihren Arm trug, eine Schachtel Zigaretten
und ein Feuerzeug raus und zündete sich eine Zigarette zufrieden an.
Sofort ging es Sabrina um Einiges besser. Es war, als würde all der Stress, all die Anstrengung, von ihren Schultern fallen.
So stand sie ein paar Minuten da, blickte auf die Autos, die weit unter ihr umher fuhren und ihre Gedanken waren wie weg geblasen.
Doch dann kehrte Ralf zurück.
"Du dummes Weibsstück, wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du da nicht hin sollst!?" , brüllte Ralf sofort los, wütend und zornig.
Geschockt drehte Sabrina sich um und sah, wie Ralf sauer auf sie zu kam. Kurz vor ihr gab er ihr eine kräftige Ohrfeige, Sabrina konnte sich nicht wehren, sie war zu schwach, um gegen einen 34-jährigen Mann anzukommen, der grösser und schwerer als sie war.
Sabrina fiel bei der Ohrfeige zurück, stolperte zum Geländer - und fiel...
Der Zeitungsartikel am nächstem Morgen schockte viele Leute:

Sabrina Boguslawski (16-Jahre alt, Prostituierte) wurde heute Morgen in aller Frühe tot von einem Passanten in der Vonwilstrasse endeckt - knapp bekleidet, sie war höchstwahrscheinlich bei der Arbeit.
Der unter Verdacht stehende Mann, Ralf Moscovitz (34-Jahre, Arbeitslos), mit dem
das Opfer am vorherigem Abend noch in einer Bar gesehen wurde, ist unauffindbar.


 
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